Kein Kommentarsystem, kein Blog?

Das Thema, ob man Blogs ohne Kommentarfunktion auch als Blog bezeichnen kann, kocht ja immer mal wieder hoch.

Was war der Anlass?

Anlass war der Beitrag eines Bloggers, der ein Kommentarsystem in sein Flat-File-System integrierte, es dann aber wieder rauswarf und erklärte, warum er das tat. Er kam zu dem Schluss, dass ein Kommentarsystem letztendlich nur der Messbarkeit von Relevanz dient, woran er kein Interesse hat. Und als er Matomo, Google Analytics und Co. dann auch noch als „Narzisstengewichse” bezeichnete, brodelte es in den Kommentarspalten einiger Blogs, die dazu einen Beitrag verfassten.

Gute Beiträge, aber so mancher Kommentar darunter hat mich einfach nur perplex zurückgelassen.

Einige Blogger haben das Thema aufgegriffen und ihre Sichtweise, wie ich finde, sehr konstruktiv dargestellt. Was ich aber teilweise an Kommentaren von Bloggern gelesen habe, ich schreibe hier ganz bewusst von Bloggern, gab mir doch sehr zu denken. Ohne jemandem nahe treten zu wollen, und ich meine das wirklich nicht böse, hatte ich manchmal das Gefühl, auf eine Glaubensgemeinschaft gestoßen zu sein.

Da schreibt beispielsweise jemand:

„Wenn jemand kein Kommentarsystem hat, kann er seine Gedanken auch auf Papier bringen und in die Nachttischschublade legen.” Dafür braucht man kein Blog.“

Anmerkung: Zitat nicht im originalen Wortlaut übernommen.

Wenn man dieser Logik folgt, könnten Autor:innen ihre Manuskripte genauso gut in die Nachttischschublade legen. In Büchern kann man schließlich auch nicht kommentieren und trotzdem lesen viele Menschen gerne Bücher.

Mein Blog, meine Regeln

Das wird von fast allen Blogger:innen sehr hoch gehalten und ich glaube, das ist auch Konsens. Nur wenn jemand kein Kommentarsystem auf seiner Seite hat, kann es schon komisch werden. Dann wird gerne mal unterstellt, dass man eigentlich kein richtiges Blog ist, weil man auf das Feedback seiner Leser:innen angeblich pfeift. Dabei sind die Gründe manchmal viel banaler, als man glaubt.

Solche Diskussionen sind schädlich.

Ich habe lange überlegt, ob ich das Thema überhaupt nochmal aufmachen soll. Denn letztendlich sind solche Diskussionen in einer Welt des Tech-Faschismus schädlich. Wie will man denn Menschen dahingehend motivieren sich aus den Gefängnissen zu befreien, um selber etwas auf die Beine zu stellen? In den antisozialen Kloaken bekommt man vom freien Internet ja kaum etwas mit. Menschen, die sich dafür interessieren, sind sicherlich auf anderem Wege darauf gestoßen, möglicherweise auch über Blogs. Wenn dort aber darüber diskutiert wird, ob ein Kommentarsystem wichtig ist, oder wenn in den Kommentarspalten steht, dass man Blogs ohne Kommentarsystem gar nicht erst aufsucht, dann darf man auch in Zukunft nicht viel erwarten. Dann ist dieses kleine Pflänzchen der Hoffnung, ob begründet oder nicht, gleich wieder tot.

Für mich ist jede Person, die Texte auf einer selbst kontrollierten Plattform im Internet veröffentlicht, eine Bloggerin oder ein Blogger – mit oder ohne Kommentarsystem. Und das schreibe ich jetzt nicht, weil es hier auch keins gibt. Das ist einfach meine Meinung.

#meinung

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